Last Updated on 11. Dezember 2023 by Tarotwissen
Und wieder ist es Jahresende — die Raunächte und die Orakel-Zeit erwarten dich. Als „Raunächte“ werden zwölf mystische Nächte „zwischen den Jahren“ bezeichnet. Es sind die Nächte, die sich aus der Differenz des Sonnenjahres, das aus 365 Tagen besteht, und des Mondjahrs, das aus 12 Monden oder 354 Tagen besteht, ergeben. Für manche beginnt diese magische Zeit am Thomastag, dem 21. Dezember, der zumeist mit der Wintersonnenwende zusammenfällt. Viele andere sehen ihren Beginn in der Nacht auf den 25. Dezember und ihr Ende am 6. Januar. Sicher gibt es auch andere Spielvarianten, denn in alten Zeiten wurden sie regional unterschiedlich angesetzt
Für welche Variante du dich auch entscheidest: Diese zwölf Nächte sind die Rauhnächte. In ihnen wird gerne orakelt, weil sie sich „außerhalb der Zeit“ befinden. Das Leben läuft im Leerlauf, das Schicksal kann neu ausgehandelt und die Zukunft vorausgesagt und beschworen werden. Für den Tarotverband werde ich in diesem Zusammenhang ab dem 25. täglich auf YouTube orakeln. Sei dabei und mache mit.
Der damit verbundene Begriff Rau- oder Rauhnacht, auch Rauchnacht, ist nicht gänzlich geklärt, doch leitet er sich wahrscheinlich von „rauh“ oder „rauch“ ab, was ursprünglich wohl „behaart“ bedeutete. Rauchwerk ist außerdem ein altes Wort für ungegerbtes Fell. Auf diesen Begriff bezieht sich beispielsweise der Titel des seltsamen Märchens Allerleirauh.
Die Bräuche der rauhen Nächte
Besonders im süddeutschen oder auch im österreichischen Raum hüllt man sich in dieser Zeit gern in wilde, nahezu gruselige Masken und zieht lärmend und tosend durch die Gemeinden, um böse Geister fern zu halten. Dieser Brauch ist auch als Perchtenlauf bekannt.
Rau könnte sich aber auch auf „Rauch“ beziehen. Auch heute noch wird nämlich in dieser Zeit gern das Heim und besonders auch der Stall ausgeräuchert, um einen guten Start in das neue Jahr zu garantieren. Denn so können böse Geister ferngehalten werden.
Wotan und die Wilde Jagd
Wäsche, besonders weiße Unterwäsche, hingegen wird nicht gewaschen und schon gar nicht draußen auf die Leine gehängt. Sonst wird Allvater Gott Wotan auf die Menschen aufmerksam und sie entführt, wenn er samt seiner wilden Jagdgesellschaft durch die Schnee bedeckte, stürmische Landschaft prescht. vielleicht stolpert er auch über die Wäsche, dann wird das weiße Leinen schnell auch mal zu einem Leichentuch…
Die Wilde Jagd findet besonders in der Mitte der „Zwölfe“ (im Englischen auch als Twelve Nights bekannt), also zu Silvster statt. In dieser Zeit steht nach altem Volksglauben das Geisterreich offen, und die Seelen der Verstorbenen sowie die Geister und verfluchte Menschen — die mit dem Teufel im Bunde stehenden Werwölfe — haben Ausgang. Sie alle schließen sich der Wilden Jagd an, die dann durch die Schnee bedeckte Landschaft tobt. Am Zug nehmen besonders die Seelen von Männer, Frauen und Kinder teil, die vorzeitig einen gewaltsamen oder unglücklichen Tod gefunden haben. Auch Tiere, vornehmlich Pferde und Hunde, ziehen mit.
Der Geisterzug zieht mit einem fürchterlichen Gerassel unter Schreien, Johlen, Heulen, Jammern, Ächzen und Stöhnen — das kündigt Unzeiten an. Manchmal macht er allerdings auch liebliche Musik: Ein gutes Vorzeichen für das nächste Jahr. Doch aufgepasst: Wer den Zug betrachtet, wird von dem wilden Treiben mitgezogen und muss solange mitziehen, bis er oder sie von einem Menschen aus der Trance befreit wird. Doch die Wilde Jagd ist uns Menschen keineswegs feindlich gesonnen. Nur wer das Heer provoziert oder es verspottet, wird unweigerlich Schaden davontragen.
Aber warum überhaupt Risiken eingehen. Am besten ist es, sich niederzuwerfen oder sich im Hause einzuschließen, wenn man die Jagd sich aus der Ferne nähern hört. Wer dann aber absichtlich aus dem Fenster sieht, dem oder der schwillt der Kopf an und es ist unmöglich, ihn wieder ins Haus zurückzuziehen.
Viele weitere Mythen und Bräuche existieren in den unterschiedlichen Landstrichen Europas. Mit Birgit Enke habe ich mich im Rahmen meiner Serie Kirstens Live Chat im Dezember 2020 dazu live auf Facebook unterhalten.
Raunächte — eine besonders magische Zeit
Die Raunächte gelten eben als eine besonders magische Zeit. Tiere können jetzt sprechen und sich bei den Göttern beschweren, wenn ihre menschlichen Besitzer schlecht zu ihnen waren. Die Strafe der Höheren Mächte folgt auf dem Fuss. Junge Frauen können in diesen Nächten ihren künftigen Ehemann an Kreuzungen erspähen. Doch wehe ihnen, wenn sie den Schatten des prospektiven Gatten ansprechen — es ist ihr sicherer Tod.
In dieser zwielichtigen Übergangszei, die ebenso viel Licht wie Schatten birgt, ist nun einmal mit zahlreichen Wundern und seltsamen Begebenheiten zu rechnen. Daher ist es auch ganz natürlich, dass Raunächte auch als mystische Losnächte bekannt sind. Auch du kannst diese Zeit zwischen dem alten und dem neuen Jahr dafür nutzen, um zu orakeln, was dir das neue Jahr bringen wird. Du kennst sicher das Bleigießen, das eine Tradition dieser Zeit ist. Eine weitere klassische Variante ist das Raunachts-Kartenziehen. Das kannst du mit Tarot oder Orakelkarten durchführen. Gezogen wird in der Dunkelheit der Nächte zwischen dem 25. Dezember und 6. Januar. Jede der zwölf Nächte symbolisiert dabei einen der zwölf Monate des kommenden Jahres.
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Orakeln mit Karten in den dunklen Nächten
Du willst dir in den Raunächten die Karten legen? Das ist ganz einfach: Ziehe jeden Abend in dieser Zeit eine Karte aus einem Deck, dass du besonders gern hast. Am besten schaffst du dir dafür dein persönliches Kartenritual. Die erste Karte entspricht dem Januar, die zweite dem Februar, die dritte dem März — usw… Wenn du am Vorabend des 25.Dezembers beginnst, also am Weihnachtsabend, und bis einschließlich zum Vorabend 6. Januars eine Karte pro Abend ziehst, hast du am Ende dreizehn Karten gezogen.
Die letzte, die 13. Karte, ist eine ganz besondere. Denn der 6. Januar ist mitnichten nur der Tag der Heiligen Drei Könige, die inzwischen eher als Magiere bezeichnet werden. Einer sehr alten Tradition zufolge ist der 6. Januar der Tag der mächtigen Perchta, auch bekannt als Holda oder Frau Holle. Die Karte, die du ihr zu Ehren ziehst, wird über dein kommendes Jahr bestimmen. Daher solltest du dich gut mit dieser spannenden Gestalt auseinandersetzen, bevor du zu den Karten greifst.
Frau Perchta, Frau Holle und Göttin Holda
Die Gestalt der Perchta, Holda oder Holle erscheint in vielen Volkssagen. Sie ist eine mächtige weibliche Gestalt, die das Wetter macht (Frau Holle schüttelt die Kissen, um es schneien zu lassen), Fruchtbarkeit bringt (Brot und Äpfel gedeihen im Reich der Frau Holle), manchmal Statt Wotan das wilde Totenheer anführt, Kinderseelen hütet und vor allem — wie die drei Nornen — für das Spinnen zuständig ist.
Frau Holle wachte streng darüber, dass die in den Raunächten Frauen nicht spinnen oder weben. In dieser Zeit wird das Schicksal für das neue Jahr gewoben: Das Chaos der Nichtzeit bewegt sich in eine neue Ordnung hinein. Alle Räder sollen stillstehen. Es gibt keinen Raum für profane Arbeit. Stattdessen tut Meditation und Fasten gut. Der Kontakt mit der Natur soll in dieser Zeit besonders gepflegt werden. Schließlich enden die Ruhephasen der Pflanzen in diesen Tagen. Tief in der Erde beginnt das Leben neu.
Doch zurück zur holden Frau Holle: Ihr Name verweist neben all dem bereits genannten außerdem auf die germanische Göttin Frigg/Frigga, die sich gerne mit dem Beinamen Holda schmückte. Im Zuge der Christianisierung verschwand diese Verbindung nach und nach. Auch der Name Perchta lässt sich jedoch auf die wunderschöne Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin zurückführen.
Häufig wird Frau Holle auch mit der germanischen Totengöttin Hel gleichgesetzt. Denn wie jede Erdgöttin liebt sie die Tiefem die Brunnen und Höhlen. Sie wachtaußerdem über die Einhaltung der Übergangsriten von einem ins andere Jahr. Dabei bestraft oder belohnt sie unser Vorgehen, genau wie im Märchen von der Goldmarie und der Pechmarie. Stelle dich also mit ihr gut, wenn du deine Karten für das kommende Jahr ziehst.
Nun bist du gut gerüstet, um dein Orakel vorzunehmen. Um das Ganze abzurunden, hier noch ein paar Sonderregeln:
Zusatzanregungen für dein Raunachtsorakel
Du kannst natürlich auch mehrere Karten pro Tag ziehen — manche Leute arbeiten parallel mit Tarot und Lenormand oder Tarot und Runen oder — der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. In diesem Video erhältst du ein paar Tipps dazu.
Ziehe dich ein paar Tage vor den Raunächten, vielleicht zur Wintersonnenwende, zurück und schreibe 13 Wünsche auf, die du im kommenden Jahr manifestieren willst. Schreibe jeden Wunsch auf ein gesondertes Stück Papier. Die Zettel sollten gleich aussehen und nicht transparent sein. Falte die Zettel zusammen, sodass du nicht siehst, was auf ihnen steht, und lege sie in eine Schachtel oder in einen Beutel.
Jeden Abend, wenn du deine Karten ziehst, nimmst du einen Zettel heraus und verbrennst ihn ungelesen. Am 13. Abend ist nur noch ein Zettel übrig. Diesen öffnest du, nachdem du deine 13. Karte gezogen hast. Ein alter Glaube besagt: Während alle Wünsche auf den verbrannten Zetteln von den höheren Mächten so gut als möglich erfüllt werden, ist dies der Wunsch, den du ganz alleine umsetzen musst.
Bei der Umsetzung deiner Wünsche kann dir auch geholfen werden. In diesem Artikel findest du eine Visualisierungsübung, die dich bei guten Vorsätzen unterstützt. Und dann habe ich hier für dich noch einige weitere interessante Artikel zusammen gestellt.
Hier findest du weitere Kartenlegungen zum Thema Neujahrs-Prognosen
- Der klassische Jahreskreis
- Der 12-Monatsplan nach Benebell Wen
- Wann mache ich meine Jahreslegung?
- Werden, Sein, Vergehen
- Wintersonnenwende — Eine Legung