Last Updated on 16. November 2022 by Tarotwissen
Meine Tarotschule basiert auf dem Tarotkurs Basiswissen der Mantiker, den mein Mann und ich nun seit über 15 Jahren anbieten. Diesmal geht es um Tarot und Ethik.
„Beratungsethik“: Hinter diesem Begriff verbirgt sich die schwierige Überlegung, welche Grenzen ich mir bei meinen Deutungen auferlege, um nicht mit meinem Gewissen in Konflikt zu kommen. Und zwar sowohl, wenn ich mir selbst die Karten lege, als auch wenn ich jemand anderem Fragen mit Hilfe der Karten beantworte.
Fragestellung und Ethik
Hältst du es beispielsweise für richtig, die Karten zu nutzen, um dich über die Gefühle einer Person zu informieren, die nichts von dir wissen will? Würdest du eine Freundin bezüglich einer Ehekrise beraten? Wie sicher kannst du sein, dass das, was du in den Karten siehst, stimmt? Du merkst: Schon diese unscheinbaren Fragen haben es in sich. Über die Kunst der richtigen Fragestellung habe ich übrigens schon geschrieben.
Deshalb ist es so wichtig, dir dazu ausführliche Gedanken zu machen. Und zwar bevor du zu den Karten greifst. Gerade in einer Welt, in der das Deuten mit Hilfsmitteln wie Tarot, Astrologie, Pendel und Channeling gesellschaftlich wenig akzeptiert ist, musst du klaren ethischen Richtlinien folgen. Als Mitglied des Tarot e.V. und des Deutschen Astrologen-Verbands habe ich dazu sogar Berufsgelöbnisse unterzeichnen müssen.
Was ist deine persönliche Beratungsethik?
Doch was nützt die schönste Selbstverpflichtung durch eine Institution, wenn du dir keine eigenen Maßstäbe gesetzt und diese verinnerlicht hast? Als ich mit meiner Beratungsarbeit begann, habe ich mich sehr gern den oben genannten Kodizes verpflichtet, doch mir auch meine ganz persönlichen Regeln gesetzt und schriftlich fixiert. Im Laufe der Jahre habe ich mir diese Leitlinien immer wieder durchgelesen und angepasst. Denn mit zunehmender Erfahrung werden manche Dinge zu „No Gos“, mit denen man anfangs keine Probleme hatte. Auf der anderen Seite tun sich auch Türen auf, die man zuerst lieber verschlossen hielt. Genau dazu möchte ich dich heute anregen.
Wie erstelle ich meinen persönlichen Ehrenkodex?
Ein guter Start beim Erstellen einer eigenen Beratungsethik ist es, wenn du diesen Artikel jetzt nicht weiterliest und stattdessen einfach unzensiert notierst, welche Dinge du beim Beraten nicht machen wirst und welche du unbedingt erreichen willst. Weiter oben habe ich dir bereits zwei Fragen vorgestellt, die hier relevant sind. Sicher fallen dir schnell weitere Do’s and Don’ts ein, die für dich wichtig sind. Falls es dir allerdings schwerfällt, versetze dich doch mal in die Rolle des Ratsuchenden. Was möchtest du in einer Beratungssituation unbedingt erleben, was nicht? Was macht eine seriöse Deutung für dicg aus, was nicht? Schreibe all das auf. Dann lies weiter…
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Nachdem du nun deine eigenen Überlegungen angestellt hast, will ich dir meine natürlich nicht vorenthalten. Sie beruhen auf meinen persönlichen Erfahrungen als Beraterin. Viele finden sich auch in den o.g. Ehrenkodizes wieder. Hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.
Mein Ehrenkodex
- Wer mich um Rat fragt, genießt meinen Schutz und meine volle Aufmerksamkeit.
- Als subjektive Interpretin einer Kartenlegung habe ich keine persönliche Deutungshoheit. Es gibt auch andere wertvolle Deutungsansätze.
- Ich bewerte keine Karte oder andere Symbole, mit denen ich arbeite, als einseitig «gut» oder «schlecht». Ich bemühe mich, sie als Chancen und Herausforderungen zu sehen.
- Auch wenn ich Prognosen stelle: Ich lege mich nie auf ein unausweichliches Schicksal fest, sondern ermächtige mich und andere zur Eigenverantwortung und Selbstbestimmung.
- Ich bewerte andere nicht nach meinen Moralvorstellungen, sondern übe mich in Toleranz gegenüber anderen Weltbildern und Meinungen, solange diese nicht anderen Menschen gegenüber verletzend sind.
- Ich achte darauf, meine Aussagen bei einer Karteninterpretation auf das zu beschränken, was ich durch die Karten erfahren kann. Wenn meine Informationen aus einer anderen Quelle kommen, benenne ich diese.
- Menschen, die von mir beraten werden, ist meine Verschwiegenheit garantiert. Abwertende Aussagen über nicht Anwesende lehne ich ab. Generell sind Aussagen über Nichtanwesende, auch über die eigenen Kinder, ein heikles Thema!
- Ich nutze mein Wissen über die Probleme anderer Menschen nicht zu meinem persönlichen Vorteil und schaffe keine Abhängigkeiten.
- Bei Themenkreisen, für die ich nicht qualifiziert bin, verweise ich an professionelle Fachkräfte wie Anwälte, Ärzte, Anlageberater oder Psychologen.
Du willst mehr zu Tarot und Ethik wissen?
Dies sind nur die wichtigsten Punkte. Es gibt noch viele weitere zu bedenken. Wenn du mir schreibst, schicke ich dir gern einen Fragenkatalog zur Ethik des Beratens, den ich meinen fortgeschrittenen Schülern bearbeite.
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