Last Updated on 24. November 2022 by Tarotwissen
Am 16. November ist unser nun drittes Buch im Königsfurt-Urania-Verlag erschienen. Es hilft dir beim Zigeuner-Wahrsagekarten deuten. Der Kauf des Printproduktes ermöglicht dir den Zugang zu zahlreichen Online-Materialien auf unserer Seite.
Zur Feier dieses Ereignisses poste ich nach und nach einzelne Artikel zu den hübschen Karten. Heute — am Tag der Briefträger — geht es natürlich um den Brief…
Was soll das bitte sein!? „Zigeuner“-Wahrsagekarten?
Die Orakelkarten mit dem diskriminierenden Namen stammen aus der Zeit der kaiserlichen und königlichen Monarchie Österreichs. Damals sah man in den ansonsten geächteten Roma und Sinti die Verkörperung der perfekten Wahrsagekunst — und benannte aus marketing-technischen Überlegungen das beliebte Kartenspiel nach dem damals geläufigen Begriff — der auch dem „Zigeuner“-Schnitzel oder dem „Zigeuner“-Baron zur Popularität verhalf. Die Kartenleger-Zunft kennt auch heute noch zahlreiche Varianten der „Zigeuner“-Legung, im anglo-amerikanischen Raum auch gern Gypsy-Legung genannt.
Zeiten ändern sich. Was früher eine gute Vermarktungsstrategie war, ist heute ein un-Wokes NoGo — und das völlig zu Recht. Dennoch: Auch wenn mir der Begriff überhaupt nicht gefällt und ich mir der sozial-politischen Debatte darum wohl bewusst bin, verwende ich ihn im Zusammenhang mit diesen Karten weiterhin. Denn nur so können die Artikel von allen gefunden werden, die sich für die Deutung dieser speziellen Karten interessieren. Sobald sich der Verlag Piatnik, der das Erfolgs-Deck herausgibt, entscheidet, die Karten umzubenennen, mache ich das natürlich auch.
Die „Zigeuner“-Wahrsagekarten deuten: Der liebevolle Brief
„Taube, sei nicht müde,
Gedicht aus Kenia
Flieg und bring mir die Antwort zurück,
Flieg! Und flieg schnell.
Eile zu meiner Liebe.“
Wie immer spricht das Bild der eindrücklichen „Zigeuner“-Wahrsagekarten eine klare Symbolsprache: Vor grün-grauem Wolkenhintergrund schwingt sich eine Taube durch die Lüfte. In ihrem Schnabel hält sie einen versiegelten Brief, der mit einem rosarotem Schleifchen verziert und verschlossen ist. Zartrote Kirschblütenzweige setzen einen weiteren romantischen Akzent in dieser Bildkomposition.
Der Brief enthält zumeist erfreuliche Botschaften
Taube und Kirschblüte – diese beiden Requisiten sind Klassiker im verschlüsselten Symbolvokabular der Liebe. Schließlich findet laut der Legende die Taube ihren Weg immer wieder heim, nach romantischer Sicht direkt in dein Herz oder in das des berühmten „Herzensmannes“.
Die Taube: Symbol der Liebesgöttin
In der Antike ist der weiße Vogel ständiger Begleiter der großen Liebesgöttin — ob sie nun Aphrodite, Venus, Ishtar oder Astarte heißt. Kein Wunder, denn die klassische Antike sah das Tier als Verkörperung erotischer Schönheit, Wollust und sexueller Aktivität, und vermeinte in ihr eine Garantin für Fruchtbarkeit, unterordnende Gattenliebe, scheue Zurückhaltung und Friedfertigkeit zu sehen. Auch das Christentum deutete die Taube ganz im Sinne angeblich weiblicher Eigenschaften: Liebe ja, aber nicht länger körperlich, sondern vergeistigt…
Nachrichten aus der Anderswelt
In der Bibel begegnet wir der Taube sogar mehrfach als befruchtender Heiliger Geist und — gleich Hermes auf der Karte Botschaft — als göttliche Kundschafterin. So wird sie beispielsweise von Noah nach der Sintflut ausgesendet, um herauszufinden, ob das Land wieder trocken und somit begehbar ist. Auch in der Märchenwelt treffen wir oft auf die Taube. Bei Aschenputtel spielen gleich mehrere der gurrenden Tiere eine zentrale Rolle als beschützende – wohl von der toten Mutter gesandte – (Geist)Helferinnen, die der armen Halbwaisen nicht nur den schweren Alltag erleichtern („die guten ins Töpfchen, die schlechten in Kröpfchen“), sondern ihr auch letztendlich am Grabe der Mutter mit ihrem weissagenden „Ruckedigu, Blut ist im Schuh“ zum Königssohn verhelfen.
Der Brief lässt dich auf positive Nachrichten hoffen
Daher weist die Brieftaube bei den „Zigeunern“ gern auf delikate Herzensbotschaften hin. Und die blühenden Kirschzweige, die in der mystischen Barbara-Nacht geschnitten wurden, verdeutlichen den möglichen Inhalt des verschlossenen Briefes zusätzlich: Denn sie gelten als Glückssymbol sowie als Hinweis auf eine baldige Hochzeit. Der grün-graue Hintergrund zeigt ebenfalls, dass hier hoffnungsvolle rosa-verbändelte Botschaften erwartet werden oder auf den Weg geschickt wurden. Allerdings könnte er auch für Vorschnelligkeit oder gedankliche Vernebelung stehen. Als Friedensvogel kann die Taube allerdings auch emotionale Nachrichten der Aussöhnung und Kompromissbereitschaft bringen.
Garantierter Datenschutz
Dass der durch die Lüfte transportiere Brief versiegelt ist, spielt darauf an, dass Tauben oft als Übermittler vertraulicher und durchaus brisanter Nachrichten verwendet wurden. Die seltsame Übermittlungsart sollte sicherstellen, dass die Botschaften nur für die ausdrücklichen Empfänger erreichbar waren. Damit hatten die Brieftauben einen besonderen Stellenwert in Krisensituationen. Und tatsächlich dienten die flinken Vögel auch als zuverlässige, diskrete und schnelle Boten in Kriegszeiten und für Handelsverbindungen. Merke dir also: Bei den „Zigeunern“ kann der Brief oft Nachrichten intimer Natur enthalten. Bei der Botschaft hingegen ist oft mit offiziellen Informationen zu rechnen.
Vor diesem Hintergrund ist die Interpretation der Karte Brief in der Einzelaussage denkbar einfach. Sie bringt generell schriftliche, und zumeist positive Nachrichten ins Haus. Abhängig von den umliegenden Karten ist der Brief aber auch durchaus die Aufforderung, selbst mal die Initiative zu ergreifen und den Stift zur Hand zu nehmen, anstatt darauf zu warten, dass ein Kontakt durch äußere Umstände vertieft wird.
Du möchtest mehr über die Zigeuner-Wahrsagekarten wissen?
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