Last Updated on 22. Juni 2023 by Tarotwissen
Fortan mischte sie fröhlich Tarot und Lenormand fröhlich durcheinander, was manchem Puristen die Haare zu Berge stehen ließ. Doch erst 2009 kam sie auf die Idee, ihre eigenen Lenormands zu entwerfen. Während die 36 Karten damals auf dem Kontinent dem Tarot als Orakelmedium schon lange ernsthafte Konkurrenz machten, kursierten sie in den USA eher als ein Geheimtipp. So konnte Carrie mit einem unvoreingenommenen Blick an die Karten herangehen und als Amerikanerin auch die Mythen um die Entstehungsgeschichte des Spiels mit einer frischen Außensicht recherchieren. Auch andere Kartenbegeisterte taten das in diesen Jahren. Heute wissen wir daher, dass die Lenormands keineswegs von Mlle Lenormand, der „Sybille von Paris“, entwickelt wurden. Sie basieren auf einem deutschen Gesellschaftsspiel, dem Spiel der Hoffnung.
Dass besagte Mlle Lenormand in Frankreich um die Jahrhundertwende 1800 gelebt haben und Napoleons Josephine die Karten gelegt haben soll, nahm Carrie zum Anlass, das charismatische Liebenspaar zu „Dame“ und „Herren“ ihres Decks zu erklären. Durch diese Eingebung waren plötzlich Atmosphäre, Themenwahl und künstlerische Umsetzung entschieden – die Karten sollten sich mit der Zeit um die französische Revolution und die amerikanische Unabhängigkeitserklärung herum beschäftigen.
Die Geburt der Lenormand Revolution
Als sich Carrie 2012 gemeinsam mit der Graphikdesignerin Roz Foster an die Umsetzung diese Konzeptes machte, ging das Volk nicht nur in ihrem Kartenspiel auf die Barrikaden: Wall Street, Arabischer Frühling, die Occupybewegung – einen Plutoumlauf nach der Wirkungszeit der Mlle Lenormand und unter der herausfordernden Spannung des Pluto-Uranus-Quadrats entflammten revolutionäre Gedanken in einer unerwartet globalen Weise – und lassen sich bis heute nicht löschen.
Das neue Lenormanddeck verursachte 2013 in der amerikanischen Kartenlegerszene einen Flächenbrand. Auch heute begeistern sie Menschen wie mich. Die Karten sind von hervorragender Papierqualität und auf der Einsteckschachtel prangte eine weitere Revolution in der Lenormandszene – Karte 0 dieses originellen Decks: Die personifizierte Revolution. Nun besitzen die Lenormands endlich auch eine Narrenkarte, die seine doch recht traditionelle Handhabung aufbricht! Die Macherinnen des Decks schlagen vor, die 0 statt des Storchs, Karte 17 der Lenormands, zu verwenden. Eine hervorragende Idee aus Sicht einer Tarotistin wie mir. Schließlich steht diese Karte im im Tarot dem uranisch-visionären „Stern“ sehr nahe.
Zusätzliche Lenormands mischen das Spiel neu durch
Damit nicht genug, Foster und Paris hatten die ebenfalls großartige Idee, die Anzahl der Personenkarten zu erweitern. Neben Josephine und Napoleon als Dreamteam des 18. Jahrhunderts werden auch zwei weitere Versionen der Karten 28 und 29 angeboten: Du siehst dich eher als Forschertyp? Dann arbeite doch einfach mit der Erfinderin Molly Picther und „ihrem“ Schreiber-Spion Pierre Beaumarchais. An dir ging eine Mystikerin verloren? Dann verwende Mlle Lenormand selbst und den Erfinder Johann Kaspar Hechtel für deine Legungen. Insgesamt stehen dir hier sechs Personenkarten zur Verfügung, die dir nun auch in Sachen Geschlecht und Metrogamie alle Freiheit dieser Welt geben. Warum sollte sich Josephine nicht mit Frau Lenormand, warum Beaumarchais nicht mit Hechtel vergnügen? Warum sollten nicht mehrere Partner ins Spiel gebracht werden? Auch Karte 13, das Kind, ist in diesem Deck zweimal vertreten, einmal als „pubertierendes Straßenkind“, die Stars&Stripes schwingend auf den Barrikaden oder als verwöhntes Gör in Form der naiven Marie Antoinette. Du hast die Qual der Wahl aus den insgesamt 43 Karten die für deine Fragen passenden auszuwählen.
An umwälzenden Ideen hat es den Schöpferinnen dieses großartigen Decks wahrlich nicht gemangelt. Ich könnte stundenlang über jedes einzelne Motiv – den Sonnenkönig selbst als strahlende Sonnenkarte, den Krampus als Ruten, die Napoleonische Statuten als Brief, einen explodierenden Vulkan als Berg – referieren. Aber ich will ja dich dafür begeistern, dir selbst die Karen anzusehen.
Ein traditionelles Lenormand für die moderne Zeit
Eines muss ich aber noch los werden: Neben dem mitreißenden Grundkonzept der Karten, die Wirren vor und nach der größten europäischen Revolution genau in einer Zeit aufleben zu lassen, die eine ähnliche und diesmal weltweite gesellschaftliche Umwälzung bezeugt, hat mich besonders die künstlerische Ausführung begeistert. Die leicht verschleiert wirkenden, sehr ästhetischen Collagen beschwören die Geister der Geschichte, schaffen deutliche Parallelen zu unserer Zeit ohne kitschig zu historisieren. EU Statuten, Kindersoldaten, verwöhnte IT-Girls, Terror und Anarchie – all das ist schon einmal dagewesen, war ja nie verschwunden.
Was bleibt von den Werten der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit?
Die französische Revolution und die Gründung der USA ist astrologisch gesehen nun genau einen Pluto-Umlauf her. Das Mischen der LenormandRevolution verleitet dazu, über die Werte ebenso wie die Fallstricke dieser uranischen Bewegung nachzudenken. Damals erhob sich ein Volk in der alten und der neuen Welt, um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zur Staatsmaxime zu machen. Heute müssen wir uns fragen, was davon übrig geblieben ist und was du und ich tun können, um die Fahne der individuellen Freiheit wieder zu hissen.
Revolution Lenormand geht auch ohne Politik
Doch keine Angst, du musst nicht zur politischen Aktivistin werden, um von diesem Deck begeistert zu sein. Wann immer du mit einem persönlichen Anliegen die Karten befragst – ob zu Liebe, Erfolg oder Glück – befindest du dich schließlich in deiner ganz eigenen Lebensrevolution, wirst durch das Spiel mit den Karten ermächtig, deine Persönlichkeit völlig neu zu erfinden.
Auch an meiner Entwicklung ging die LenormandRevolution nicht spurlos vorüber. Ich habe endlich MEIN Lenormanddeck gefunden und kann mein Beratungsrepertoire um spannende Legungen mit 43 aufregenden Karten erweitern. Lang lebe die Vielfalt des Orakelns!