umgekehrte karten wirken wie der gehängte

Umgekehrte Karten — 12 erstaunliche Deutungsmethoden

Last Updated on 19. Februar 2024 by Tarot­wissen

Einer der erfolg­reich­sten Posts auf meinem Blog ist ein Artikel über Kin­der­wunsch und umge­kehrte Karten. In ihm habe ich meine Mei­nung zu dem Thema der falsch herum lie­genden Karten nahe­ge­legt  — aller­dings muss ich gestehen, dass ich sie mal wieder über­denken sollte. Auch in unseren Kursen wird die Frage, ob man mit Umkeh­rungen arbeiten sollte oder besser nicht, immer wieder lei­den­schaft­lich dis­ku­tiert. Gründe genug, einen wei­teren Artikel zum Thema zu ver­fassen. Also, los geht’s!

Mary K Greer — Vorreiterin der umgekehrten Karten-Bewegung

Die berühmte, elo­quente und sehr sym­pa­thi­sche Tarot-Expertin Mary K. Greer ist eine große Ver­fech­terin der Umkeh­rungen beim Kar­ten­deuten. Auf You­Tube kannst du ein Inter­view finden, das ich dazu mit ihr geführt habe. Außerdem emp­fehle ich dir ihr Buch Tarot Rever­sals, das es leider nur auf Eng­lisch gibt. Mary hat viele groß­ar­tige Bücher geschrieben. Tarot Rever­sals ist defi­nitiv eins, dass du unbe­dingt besitzen solltest.

Mary K Greer und wir Man­tiker bei der Tarot Con­fe­rence UK, 2019

Doch nicht alle sind des Eng­li­schen mächtig: Daher fasse ich im Fol­genden für dich zusammen, welche ver­schie­denen Mög­lich­keiten Mary in diesem Buch beschreibt, wenn es um Umkeh­rungen beim Inter­pre­tieren der Karten geht. Sie schlägt vor, dass du dich stets an allen zwölf Methoden ver­suchst, bevor du dich ent­schei­dest, welche in einer bestimmten Legung am pas­send­sten ist. So kannst du am ehe­sten her­aus­finden, welche Vari­ante am ehe­sten mit deinem per­sön­li­chen Deu­tungs­stil und Welt­bild in Ein­klang ist. Weiter unten fin­dest du dann sogar noch wei­tere Anre­gungen, die Mary im Laufe ihrer lang­jäh­rigen Tarot­for­schung gesam­melt hat.

12 Methoden für die Arbeit mit umgekehrten Karten

Wichtig: Wenn du mit diesen Methoden arbeiten willst, musst du deine Karten vor dem Aus­legen so mischen, dass es zu Umkeh­rungen kommen kann, bei­spiels­weise indem du sie auf einem Tisch aus­brei­test und sie ordent­lich „durch­rührst“.

1. Blockade oder Widerstand

Die Energie, die die Karte nor­ma­ler­weise beschreibt, wird von etwas oder jemanden blockiert, unter­drückt oder ihr wird sich wider­setzt. Dies kann sowohl ange­mes­senen und gesund als auch aus Angst geschehen — abhängig von den Umständen, die sich in den anderen Karten wider­spie­geln. So kann die 8 Schwerter R dafür stehen, dass du dich nicht mit dem Thema Ein­sam­keit aus­ein­an­der­setzen willst oder aber, dass du dich einer eigent­lich guten Situa­tion ent­ziehen willst.

2. Projektion

Achte darauf, ob du ver­drängte Gefühle oder Gedanken auf andere wirfst, anstatt sie in dir zu bear­beiten. Dabei kann es um Posi­tives wie um Nega­tives gehen. Der Herr­scher R kann deine eigene unter­drückte Aggres­si­vität ver­kör­pern oder eine Über­hö­hung der Macht anderer über dich.

3. Verzögerung, Schwierigkeiten, Nicht verfügbar

Hier kann es um äußere Umstände gehen, die Ereig­nisse ver­hin­dern oder ver­zö­gern. Gerade wenn viele Karten in einer Legung umge­dreht liegen, ist dies oft der Fall. Hier geht es darum, das rich­tige Timing für ein Pro­jekt oder Vor­haben zu finden. So kann dir mit einem Ass der Stäbe R oder dem Rad des Schick­sals R etwas unter den Nägeln brennen und du bist den­noch ange­halten, den rich­tigen Moment abzuwarten.

4. Inneres, Unbewusstes, Privates

Bei der Umkeh­rung kann es um etwas gehen, was in dir selbst zu klären ist. Etwas, was dir noch nicht klar ist oder nie­manden außer dir etwas angeht. Die Zwei Kelche R kann in diesem Zusam­men­hang darauf deuten, dass du deine innere Pola­rität in Ein­klang bringen musst, bevor deine äußeren Themen mit Bezie­hungen ange­gangen werden können.

5. Neumond oder Dunkelmond

Diese Vari­ante trifft beson­ders auf runde Kar­ten­decks zu, die im Zuge der femi­ni­sti­schen Bewe­gung kre­iert wurden, bei­spiels­weise das Mother Peace Tarot. Sie werden gene­rell in ver­schie­denen Rich­tungen gelesen. Die Umkeh­rung wird hier gern mit der Zeit des Dun­kel­mondes in Ver­bin­dung gebracht. Themen, die noch ver­steckt oder unbe­wusst sind, kommen nun langsam an die Oberfläche.

6. Durchbruch, Umwälzung, Richtungswechsel, Ablehnung

Die auf der Karte dar­ge­stellte Situa­tion wird von der oder dem Fra­genden ver­än­dert, über­wunden oder abge­lehnt. Dies kann einem Befrei­ungs­schlag gleich kommen oder einer bewussten Abwen­dung von einem Thema. Die Kraft des Ein­flusses nimmt immer mehr ab. So kann die 8 Schwerter R dafür stehen, dass sich die fra­gende Person immer mehr aus ihren Fes­seln befreit.

Ganz gleich welches Element - es lohnt sich, Karten auch einmal auf den Kopf zu stellen. Hier wird das mit dem RWS Borderless © public domain gemacht.

7. Ein „Nein“ oder „Nicht“ für die aufrechte Bedeutung: Es fehlt etwas!

Manchmal kann eine Umkeh­rung die auf­rechte Situa­tion ein­fach nur ver­neinen. Pro­biere einmal aus, vor dein Schlag­wort für die umge­kehrte Karte ein­fach ein „Nicht“, „un-“ oder ein „Nein“ zu setzen und beob­achte, was das mit deiner Deu­tung macht. Der Herr­scher R kann in diesem Zusam­men­hang „nicht auto­ritär“ oder „unmänn­lich“ bedeuten.

8. Exzess, Über- oder Unterkompensation

Die Umkeh­rung kann die Bedeu­tung einer Karte inten­si­vieren oder abschwä­chen. Sie kann sie über­be­tonen oder zeigen, dass sich die Fra­gende oder der Fra­gende zu sehr in das Thema ver­strickt hat. Hier ist dann eine Unreife oder eine Form des Ver­schleißes zu spüren. Viel­leicht auch eine Über­dra­ma­ti­sie­rung eines Zustandes.

9. Missbraucht oder fehlgeleitet

Hier kann die Umkeh­rungen einen Fehl­start bezüg­lich eines Themas anzeigen. Schlechtes Timing, fal­sches Ziel oder Miss­brauch können ange­spro­chen werden. So kann die 6 Münzen R anzeigen, dass du deine Loya­li­täten falsch setzt oder dass du eine schlechte Stra­tegie für deine Ziele fährst.

10. Wiederholen, Überdenken, Zurückverfolgen, Überprüfen — Rückwärts gerichtet

Wörter, die im Eng­li­schen mit „Re“ beginnen (eben wie rever­sals — Umkeh­rungen), können im Deut­schen leider nicht so ein­fach zusam­men­ge­fasst werden. Aber alle Wörter, die mit Rück­schritt, Rückzug oder Ver­nei­nung nach einer bereits erfolgten Zustim­mung zu tun haben, können in einer Umkeh­rung the­ma­ti­siert werden. Es geht darum, sich eine Situa­tion noch einmal genau anzu­schauen, bevor man eine end­gül­tige Ent­schei­dung fällt. Oder aber man bereut gemachte Ver­spre­chungen und will sich nun aus der Affäre ziehen. Hier kannst du dir als Esels­brücke gut die Energie eines rück­läu­figen Pla­neten vor­stellen. Oder aber die des Gehängten.

Der Gehängte oder Die Hän­gende (Modern Witch Tarot) hat viel mit umge­kehrten Karten zu tun.

11. Richtigstellung: Krankheit als Gegenmittel

Umkeh­rungen können sowohl als die Krank­heit eines Themas, oder den durch das Thema berei­teten Stress, betrachtet werden — und als das Gegen­mittel gegen das Pro­blem. Frei nach dem Motto: „Was mich nicht tötet, macht mich stark!“ Dies macht die Umkeh­rung zu einem alche­mi­sti­schen Pro­zess, in der ein Pro­blem auf seine Essenz her­unter gebro­chen wird und so bear­beitet werden kann. Es geht also darum, sich in eine Situa­tion, die schwierig ist, im wahr­sten Sinne des Wortes hin­ein­zu­hängen, um sie dann lösen zu können. Es geht um Ursa­chen­for­schung, nicht um schnelle Symptombehebung.

12. Unkonventionell, Schamanisch, Magisch, Humorvoll

Das Thema der auf­recht lie­genden Karte soll aus einem unkon­ven­tio­nellen Winkel betrachtet werden. Die umge­drehte Karte hin­ter­fragt alles, wofür die Karte nor­ma­ler­weise steht. Es geht darum, hinter die Fas­sade einer Situa­tion zu blicken. Hier haben die Karten den Schelm im Nacken und möchten dich viel­leicht sogar humor­voll auf einen Denk­fehler auf­merksam machen. Eine gute Idee ist es hier, den scha­ma­ni­schen oder magi­sche Weg zu gehen und sich in die Karte medi­tativ zu ver­senken oder sie gar wie Alice das Wun­der­land zu betreten.

Weitere Möglichkeiten Umkehrungen zu deuten

Mary nennt in ihrem Buch noch weiter Mög­lich­keiten, die ihr bei anderen Tarot-Experten begegnet sind:

a) Eine umge­kehrte Karte spie­gelt oft die auf­rechte Bedeu­tung der vor­her­ge­henden Karte. Die neue Energie kann sich dann erst mani­fe­stieren, wenn das alte Thema bewäl­tigt / inte­griert wurde.

b) Die Umkeh­rung funk­tio­niert wie ein Yin zum auf­rechten Yang. Sie ist eine Art pas­sives Schat­ten­bild der auf­rechten Bedeu­tung.

c) Umge­kehrte Karten können Men­schen sym­bo­li­sieren, auf die du dich nicht ver­lassen kannst. Order dir fehlen bestimmte Fähig­keiten oder Werk­zeuge, um eine  Situa­tion zu mei­stern. Es wird dir hier eine deiner Schwä­chen gezeigt — oder die einer Person in deinem Umfeld.

d) Eine umge­kehrte Hof­karte kann manchmal darauf ver­weisen, dass das auf ihr dar­ge­stellt Geschlecht ins Gegen­teil ver­kehrt wird.

e) Manchmal kann die umge­kehrte Karte auf die nega­tivste Bedeu­tung hin­weisen, die dir zu einer Karte ein­fällt. Die Karten wollen dir viel­leicht sagen, dass du in die fal­sche Rich­tung läufst. Frage dich dann: Was ist dein Ego­wunsch, was der Wille deines Höheren Selbst. 

Abschluss — was nun?

Im wei­teren Ver­lauf ihres Buches zeigt Mary zahl­reiche Tech­niken, wie du die rich­tige Bedeu­tung von Umkeh­rungen her­aus­finden kannst. Auch diese werde ich gern über­setzten, wenn dieser Artikel dein Inter­esse erregt und ich Zeit und Muse finde.
Doch in diesem Artikel ging es erst einmal darum, die Vari­anten auf­zu­zeigen und dich zum Nach­denken anzu­regen. Viel­leicht macht es wirk­lich Sinn, sich mehr mit Umkeh­rungen zu befassen. Ich denke mal dar­über nach. Was meinst du? Über deine Gedanken zum Thema freue ich mich. Gerne kannst du diesen Artikel kom­men­tieren. Falls du mehr zu dem Thema wissen willst, schreibe ich gern eine Fortsetzung.

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