Kirsten Buchholzer

Tarotwissen

Hauch des Schicksals

Der Hauch des Schicksals — die Tarotkarte 8 Stäbe

Last Updated on 24. November 2022 by Tarot­wissen

Liegt da etwas ein Hauch von Schicksal in der Luft? Ein Hauch? Ach was! Eine steife Brise reißt dich mit, wenn 8 Stäbe plötz­lich durch die Höhe schnellen und dein Leben ordent­lich durch­ein­ander quirlen.

Auf­bruchs­stim­mung, Coming Out, frohe Nach­richten, fri­sche Impulse, ver­selb­stän­digte Ereig­nisse“ – die inter­na­tio­nale Tarot­li­te­ratur ist sich zur Abwechs­lung einmal einig und über­schlägt sich bei der Inter­pre­ta­tion dieser Karte mit Super­la­tiven zur Bewe­gungs­freu­dig­keit. Und in der Tat bedachte der Her­me­ti­sche Orden „Golden Dawn“ dieses kleine Arkanum mit dem flotten Titel „Herr der Schnelligkeit“.Der Herr der Schnelligkeit

Schicksalshafte Schnelligkeit

Ein mehr als pas­sendes Motto für die Stab­karte, die nach den astro­lo­gi­schen Kor­re­spon­denzen dieser magi­schen Geheim­ver­ei­ni­gung, der bekannt­lich sowohl Arthur E. Waite als auch Alei­ster Crowley um die 20. Jahr­hun­dert­wende ange­hörten, Merkur im Schützen zuge­ordnet ist. Schließ­lich steht diese Kom­bi­na­tion unter anderem für opti­mi­sti­sches Streben nach gedank­li­cher Frei­heit, eupho­ri­sche Kom­mu­ni­ka­tion und Wahr­heits­fin­dung in so wich­tigen Gebieten wie Reli­gion, Phi­lo­so­phie, Gesetz und Sozialem. 

Merkur im Schützen will es also wirk­lich wissen und so wun­dert es wenig, dass wir laut eso­te­ri­schen Kreisen gehalten sind, uns näher mit der Karte 8 Stäbe aus­ein­ander zu setzen, wenn wir okkulte Ein­sichten erlangen wollen, die uns bei unserer per­sön­li­chen spi­ri­tu­ellen Wei­ter­ent­wick­lung helfen können. Die durch inten­sive Beschäf­ti­gung mit dieser Karte frei­ge­setzte Energie und Infor­ma­ti­ons­flut fest­zu­halten und zu ordnen, ist dabei wohl die schwerste Auf­gabe für die oder den Wissendurstige/n.

Diese Ver­sion der schnellen 8 Stäbe stammt aus dem RWS-Bor­der­les­starot, das Teil der Public Domain ist

Ein energiegeladenes Bild bei Waite und Crowley

Auch visuell ist diese Karte in steter Unruhe und lässt sich kei­nes­wegs fest­legen. Sowohl beim Thoth-Deck von Alei­ster Crowley und Lady Frieda Harris als auch bei Waite-Smith fällt die Illu­stra­tion aus dem anson­sten klar vor­ge­ge­benen Stäbe-Rahmen: Crow­leys sonst so gerade geformten Feu­er­zepter haben sich hier in elek­tri­sie­rende Blitze oder Ener­gie­wellen ver­wan­delt. Die ent­stan­dene Hoch­span­nung ist kurz davor, alte Begren­zungen zu sprengen und so Raum für Ent­wick­lung und Fort­schritt zu schaffen. Und Waites sich im freien Fluge befind­li­chen Stäbe sausen durch eine men­schen­leere, wenn auch frucht­bare Land­schaft. Unge­wöhn­lich für seinen Feu­er­satz, in dem sonst haupt­säch­lich wil­lens­starke, kämp­fe­ri­sche und aktive Cha­rak­tere gezeigt werden.

Diese Tarotkarte überwindet Schwierigkeiten mit Leichtigkeit

Beiden prin­zi­piell so unter­schied­li­chen Dar­stel­lungen ist dann auch eins gemein: Die enthu­sia­sti­sche Energie der Acht über­windet nahezu mit Licht­ge­schwin­dig­keit die Her­aus­for­de­rungen und Schwie­rig­keiten, mit denen wir in der vor­an­ge­gangen Karte noch sehr tapfer zu ringen hatten. Denn wie alle Sie­bener der Kleinen Arkana ist auch die Sieben der Stäbe mit dem Arche­typus „Der Wagen“ und somit mit Themen wie Durch­set­zungs­ver­mögen und indi­vi­du­eller Ent­schei­dungs­kraft in allen wich­tigen Lebens­be­rei­chen ver­bunden. Hier gilt es, gegen tief sit­zende ener­ge­ti­sche Blockaden anzu­kämpfen und sich mutig gegen Urängste auf­zu­lehnen. 

Die 8 Stäbe — eine Karte der Gerechtigkeit und der Stärke

Wer den her­aus­for­dernden Sprung über den per­sön­li­chen Abgrund einmal wagt, wird in der Acht mit freier Bahn für neue Anfänge belohnt. Sei dies durch einen span­nenden Arbeits­wechsel, uner­war­tetes Geld im Porte­mo­naie, eine fri­sche, lei­den­schaft­liche Bezie­hung oder end­lich zurück gewon­nene Gesund­heit. Plötz­lich laufen die Dinge nach viel­leicht langen Phasen der Sta­gna­tion wieder ganz von allein, ver­selb­stän­digen sich viel­leicht sogar so sehr, dass wir Mühe haben, über­haupt noch Schritt zu halten. Tat­säch­lich scheinen die einmal abge­schos­senen Pfeile, die frei­ge­setzten Blitze nicht mehr länger von unserem Willen steu­erbar. Die Ereig­nisse können uns ent­gleiten, beson­ders wenn wir darauf ver­fallen, sie als Schick­sals gegeben zu betrachten. Warum das so ist und wie wir dagegen ansteuern können, hilft uns erneut die Num­e­ro­logie zu begreifen.

Diese Ver­sion der Gerech­tig­keit stammt aus dem RWS-Bor­der­les­starot, Teil der Public Domain

Nach den Zuord­nungen des Golden Dawn, mit denen Crowley bei der Erstel­lung seines Deck arbei­tete, trägt die Acht der Stäbe die Ener­gien des Trumpfes „Gerech­tig­keit“ oder dem Atu „Aus­glei­chung“ in sich. Der Zusam­men­hang scheint offen­sicht­lich: Wir haben bei einer für uns schwie­rigen Ent­schei­dung end­lich Wil­lens­stärke bewiesen und steuern nun in Win­des­eile auf das ersehnte Ziel zu. Die Würfel sind gefallen, die gerechten Kon­se­quenzen unserer Hand­lungs­weise folgen auf dem Fuße.

Unter dem Ein­fluss der Karte erleben wir dann auch häufig, dass Men­schen, Ange­bote, Dinge und Bot­schaften scheinbar aus dem Nichts (wieder) auf uns zukommen und über­schla­gende Ereig­nisse ein­leiten, zu deren wei­teren Ent­wick­lung wir dann herz­lich wenig bei­tragen müssen oder eben gar können. In sol­chen Situa­tionen nicht das große Wort der Schick­sals­haf­tig­keit zu bemühen, son­dern sich immer wieder die Ver­ant­wor­tung für die eigenen Taten, die die Ent­wick­lung ja erst in Gang gebracht haben, ins Bewusst­sein zu rufen, fällt nicht immer leicht und ist eine große Her­aus­for­de­rung dieser Karte.

Diese Ver­sion der Kraft stammt aus dem RWS-Bor­der­les­starot, das Teil der Public Domain ist

Auch Waites num­e­ro­lo­gi­sche Zuord­nung der Acht zum Großen Arkanum „Kraft“ lässt sich gut nach­voll­ziehen. Hier ist klar: Die Ent­schei­dung liegt hinter uns. Wir haben unsere Ängste buch­stäb­lich im Griff, fühlen unser volles Poten­tial und spüren, wer wir wirk­lich sind. Nun heißt es nur noch, den wilden Löwen auf lange Sicht zu zähmen und so zu dau­er­hafter Selbst­er­kenntnis zu gelangen, ein Thema, das dem neunten Trumpf „Der Eremit“ unter­stellt sein wird.

Der­zeit jedoch schert uns das wenig. Wir sind im wahr­sten Sinne des Wortes in unsere Kraft gekommen und können das auch ver­dient genießen. Doch sollten wir immer darauf achten, dass Eigen­ver­ant­wor­tung und Kräf­te­haus­halten – kein ver­meint­li­cher Schick­sals­hauch – unser Leben bestimmen, wenn wir die Acht der Stäbe ziehen.

Die 8 Stäbe in der Legepraxis

Erscheint die Acht der Stäbe in einer Legung, können wir sicher sein, dass neue, zumeist posi­tive Impulse in der Luft liegen. Doch natür­lich hat auch diese Karte ihre Schat­ten­seiten und kann auf Eifer­sucht, Streit­lust und Kon­kur­renz­kampf hin­weisen. Eins ist jedoch klar, wir sind kurz vor dem Ziel, auch oder gerade ganz beson­ders in Her­zens­an­ge­le­gen­heit. Vielen Lesern wird die Karte denn auch als „Pfeile der Liebe“ bekannt sein, eine Bedeu­tung mit der bereits Waite die Acht der Stäbe in seinem Bil­der­schlüssel zum Tarot versah. Das beschwingte Gefühl des Ver­liebt­seins, das in der Tat sehr oft durch diese Karte signa­li­siert wird, kommt für mich am besten in der Ver­sion des Decks von Carl Röhrig zum Ausdruck.

Die Lie­benden der Stäbe © Pablo Röhrig

Hier sehen wir zwei Men­schen, die wie magisch von ein­ander ange­zogen werden. Noch sind ihre Augen geschlossen, aber ein Strom inspi­rie­render Energie ver­bindet sie, durch­fließt sie und lässt sie nicht mehr von ein­ander los­kommen. Die Stäbe sind noch nicht auf dem Boden, die Blitze haben noch nicht ihr Ziel erreicht – die Ver­bin­dung zwi­schen den beiden ist noch nicht unbe­dingt mate­ria­li­siert. Viel­leicht lieben sie sich aus der Ferne oder im vir­tu­ellen Inter­net­raum, viel­leicht kennen sie sich noch nicht einmal. Auf jeden Fall sind sie in sehn­süch­tiger Lei­den­schaft mit­ein­ander ver­bunden und es wird schwer fallen, den Magne­tismus zwi­schen den beiden jetzt noch aufzuhalten.

Viel­leicht liegt ja doch ein Hauch von Schicksal in der Luft?

Dein ganz persönlicher Energieschub-Meditation

Die vielen posi­tiven Schlag­worte, mit denen diese Karte bedacht wird, machen diese Karte zu deiner idealen Beglei­tung, wenn du zu mehr Kraft und Energie kommen möch­test. Ver­suche es doch mal mit einer Medi­ta­tion: Nimm dir dafür die Karte 8 Stäbe, egal in wel­cher Vari­ante, zur Hand oder drucke dir das Motiv aus dem Internet aus. Betrachte sie und denke dabei dar­über nach, was du in deinem Leben ver­än­dern, welche Blockaden du lösen willst, um dich Energie gela­dener und lebens­froher zu fühlen?

Hast du gut über­legt, welche Blockaden du über­winden, bei wel­chem Thema du neu durch­starten willst? Ja? Na dann los! Um end­lich Bewe­gung in deine The­matik zu bringen, nimm dir nun Zeit für eine circa 30-minü­tige Meditation.

Visualisiere dein neues Ich!

Mache es dir also bequem und stelle oder lege die Karte vor dir hin. Betrachte dann das Motiv in aller Ruhe, tauche in die bewegte Land­schaft ein und schwing dich in die Höhe hinauf und begib dich auf einen For­schungs­flug mit den durch die Luft sau­senden Stäben. Welche Alt­la­sten sind mit ihnen in die Luft geschleu­dert worden? Wer hat sie los­ge­schossen? Wohin und durch wel­ches Gebiet fliegen sie? Und was wird pas­sieren, wenn sie auf die frucht­bare Erde fallen? 

Wenn du in deiner Medi­ta­tion von dem Gefühl ergriffen wirst, mit den Stäben durch die Luft zu sausen, ist das ein gutes Zei­chen. Dann ist es an der Zeit, deine Visua­li­sie­rungs­künste noch macht­voller ein­zu­setzen: Ergreife die Stäbe und lasse sie auf den Boden prallen. Beob­achte, was durch den Auf­prall an Alt­la­sten bezüg­lich deines Themas zer­stört und an neuen berei­chernden Ener­gien frei­ge­setzt wird. Lasse deiner Fan­tasie ein­fach freien Lauf und werde dabei so pla­stisch wie mög­lich. Du kannst gar nichts falsch machen. Wichtig ist ledig­lich, dass du deut­lich fühlen, was sich ver­än­dert, wenn die Stäbe auf dem Boden auf­setzen. Du wirst erstaunt sein, wie sehr dich diese ein­fache Acht­sam­keits­übung vitalisiert.

Notiere dir nach der Medi­ta­tion unbe­dingt deine wich­tig­sten Ein­drücke. Viel­leicht malst du deine eigene 8‑Stäbe-Karte oder bringst die Karte bis zum näch­sten Neu­mond an einem Ort in deiner Woh­nung an, den du beson­ders ener­ge­ti­sieren willst. Gern kannst du diese Übung auch für ver­schie­dene Themen wie­der­holen. Je öfter du mit der 8 Stäbe arbei­test, umso eher spürst du: Diese Karte ist dein ganz per­sön­li­ches Kraftwerk.

Na, inter­es­sant? Dann ver­suche dich doch auch an der Macht der Karte 3 Stäbe. Auch sie eignet sich her­vor­ra­gend zur Visualisierung, 

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