Last Updated on 24. November 2022 by Tarotwissen
In der Nacht zum 1. Mai geht es nicht nur bei den Hexen auf dem Blocksberg hoch her. Walpurgis wird — wie Samhain — inzwischen auch wieder von ganz normalen Sterblichen gefeiert. Dies ist wenig verwunderlich, steht Beltane oder Beltaine doch seit dem Altertum für die Wiederbelebung der Natur und das Genießen von Sinnlichkeit und Fruchtbarkeit im Wonnemonat. Geweiht ist es dem Wetter- und Feuergott Baal oder Bel, der uns in Legenden und Sagen auch als gehörnter oder grüner Mann begegnet. Genaue Riten und magische Akte, die in der Frühzeit in seinem Namen abgehalten wurden, sind heute nicht mehr bekannt.
Traditionen zu Beltaine
Auf vielen Dorfplätzen ist jedoch der geschmückte Maibaum in dieser Zeit Tradition. An ihn „bandeln“ junge Mädchen Seidenbänder und andere erotische Bräuche werden mit ihm zelebriert. Andernorts werden Kräuter und Pflanzen zu Beltaine gesammelt. Sie gelten als besonders wirkungsvoll, wenn man Fruchtbarkeit und Liebe ins Leben ziehen will. Auch große Feuer aus vielerlei Holz wurden und werden in der Nacht zum 1. Mai gern entzündet. Sie befeuerten früher und wohl auch noch heute die Leidenschaft der Paare, die sich in den lauen Abendstunden auf Wiesen und Feldern einander hingeben, um auf eine sehr intime Art dein Einzug der schönen Jahreszeit zu feiern.
Ich denke, es ist deutlich geworden, dass Beltaine ein wahres Fruchtbarkeitsfest ist. Und das nicht nur im Sinne der Fortpflanzung, sondern auch bezüglich allem, was sich um Kreativität, Karriere, Inspiration oder neues Liebesglück dreht. Welche Tarotkarte fast diese Themen besser zusammen, als Trumpf VI, die Liebenden? In den ersten erhaltenen Decks aus dem 15. Jahrhundert wird diese Karte noch einfach Liebe genannt. Damals wie heute findet man als Motiv stets ein Liebespaar auf ihr abgebildet — mal mehr mal weniger förmlich in der Vereinigung begriffen. Besonders freizügig findet diese Zusammenkunft zwischen Mann und Frau im Druid Craft Tarot statt.
Der Druid Craft Tarot
In diesem Deck, das mit keltischem und neuheidnischem Gedankengut arbeitet, wird die Atmosphäre Beltaines besonders gut eingefangen. Daher diente mir diese Karte als Vorlage für eine Legung zum Thema, die ich speziell für deine persönliche Mai-Feier entworfen habe. Sie ist besonders für Fragen geeignet, in denen es um die Entwicklung von Projekten, Partnerschaften und anderen Dingen geht, bei denen du bereits einen Samen gesetzt hast, aber nicht weißt, was der nächste Schritt zum Weiterführen der Unternehmung ist; was zusammengeführt oder ausbalanciert werden muss, damit ein fruchtbarer Ausgang (zum Ende des Sommers) gewährleistet wird. Eine weitere Mai-Legung, diesmal in Sachen Romantik und Liebe, findest du hier.
Meine Beltaine-Legung
Wie üblich, wenn ich mir ein Legesystem ausdenke, habe ich mir zur Bedeutung einiger Details auf der Karte Gedanken gemacht und daraus Positionen für die Auslage abgeleitet: Die Frau, die mit genüsslich geschlossenen Augen auf dem moosbewachsenem Boden liegt, steht für Hingabe und Vertrauen. Der gehörnte, in sie eindringende Mann symbolisiert offensichtlich den aktiven Teil eines Befruchtungsprozesses. Der blühende Baum im Hintergrund weist auf das hin, was bereits entsteht, und das Reh steht für einen Beobachter, einen Zeugen, etwas, was vom Liebespaar gerade nicht beachtet wird. Daraus ergeben sich in der Auslage folgende Positionen:
Das Auslagemuster
Pos 1 Frau: Hier kann ich mich vertrauensvoll hingeben
Pos 2 Mann: Hier muss ich aktiv werden
Pos 3 Baum: Das steht schon in Blüte
Pos 4 Reh: Damit darf ich rechnen
Natürlich musste ich die Legung gleich einmal für mich selbst ausprobieren. Derzeit jongliere ich mit vielen Projekten und bin nicht sicher, wie/ob ich sie alle verwirklichen kann. Dies ist eigentlich ein typisches Problem der Liebenden, die in einer Auslage immer tieferes Einlassen und Verbindlichkeit fordern. Ein Projekt, das mir besonders am Herzen liegt, kommt derzeit nicht so richtig in die Gänge, weil nicht nur ich es gerade sehr schwer finde, mich auf eine Sache zu fokussieren, sondern auch mein prospektiver Geschäftspartner. Also habe ich an die Karten folgende Frage gestellt:
Eine persönliche Legung zu Beltaine
Wie kann ich mein Projekt mit Xy bis zum Ende des Sommers verwirklichen? Gearbeitet habe ich mit dem Druid Craft. Das Ergebnis der Kartenziehung war Folgendes:
Pos 1: 6 Münzen
Pos 2: Die Liebenden
Pos 3: 8 Stäbe
Pos 4: Prinz der Münzen
Quersumme: 20 — Wiedergeburt
Erst einmal musste ich lachen, dass ausgerechnet Die Liebenden (Trumpf 6) auf der Position des aktiven Tuns zu liegen kamen. Auch fiel mir auf, dass ich eine weitere 6 gezogen hatte und mir auf den ersten Blick die gesamte Auslage sehr gut gefiel. Beim zweiten Blick hatte ich ebenfalls keinen große Bedenken über den Ausgang des Unternehmens. Doch im Detail:
Mit der Karte 6 Münzen auf der Position „Hingabe und Vertrauen“ bin ich mir sicher, dass die angestrebte Partnerschaft auf einem ausgewogenen Prinzip von Geben und Nehmen beruht. Dies ist mir besonders wichtig, weil ich in der Zusammenarbeit mit anderen Menschen nicht immer gute Erfahrungen gemacht habe. Die Karte empfiehlt mir nun, darauf zu vertrauen, dass es diesmal anders sein und das Projekt sich auch rentieren wird (Münzen stehen bekanntlich für Materie).
Die Liebenden auf der Position „Tun!“ bedeutet für mich hier nicht, dass ich mit meinem Geschäftspartner Schäferstunden verbringen soll — was mir Mann wahrscheinlich auch übel nehmen würde — sondern, dass die Basis unseres Projekts unsere sich gegenseitig ergänzenden Persönlichkeiten und seelische Verbundenheit ist. Diese gilt es aktiv voranzutreiben, indem wir regen Kontakt halten, ohne dabei ständig die Dinge zu zerreden (es sind keine Schwerter in der Legung), sondern um uns immer besser kennenlernen und einander mehr und mehr zu vertrauen.
Auch im „Außen“ liegt eine Münzkarte: Ein Prinz sitzt da noch etwas argwöhnisch mit hochgezogenem Schild auf seinem Pferd, in der Haltung dem Reh auf der Karte Die Liebenden ähnlich. Für mich heißt das: Derzeit halten sich unsere Kunden noch bedeckt, was kein Wunder ist, wenn wir beide noch mit inneren Dynamiken beschäftigt sind. Doch lässt diese für Projekte und Investitionen sehr positive Karte drauf hoffen, dass der Schild gesenkt wird, sobald wir mit unserem fertigen Produkt an die Öffentlichkeit gehen. Die bisherigen Karten entspannen mich sehr, denn sie entsprechen meinem Gefühl, dass ich derzeit viel mehr im Inneren als im Außen agieren muss. Dass ich viel mehr zulassen, sich entwickeln lassen soll, als selbst ständig etwas zu bewegen. Dafür spricht auch die letzte Karte dieser Auslage.
Die 8 Stäbe steht zumeist für bereits in Fahrt gekommene Dinge, die eigentlich zum Selbstläufer werden. Dies allerdings nicht einem Zufall geschuldet, sondern Resultat harter Vorarbeit und starker Willenskraft (Feuer). Es stimmt, seit mehreren Jahren besprechen wir nun dieses Projekt und eigentlich ist die Strategie und Ausrichtung klar vorgegeben. Wir kommen nur nicht dazu, sie umzusetzen. Doch bis zum Ende des Sommers könnte sich das völlig geändert haben: Die Quintessenz der Auslage ist die Wiedergeburt (in anderen Decks als Gericht bezeichnet).
Sie zeigt ein Kind, das einem Grab entsteigt und mit Pauken und Trompeten begrüßt wird. Öffentliche Aufmerksamkeit ist uns also auf lange Frist gewiss. Doch viel wichtiger ist für das Projekt, dass nach einer Zeit des Wartens — eben bis zum Ende des Sommers — ein Baby der Dunkelheit entsteigt, ein Baby, das offenbar von den beiden Liebenden beim Maienfest gezeugt wurde. Hier gehen zwei Menschen mit etwas schwanger…
Ich denke, ich muss mir wirklich keine Sorgen machen. Dieses Projekt wird geboren und somit kann ich meinen Fokus auf einen der anderen Bälle richten, die ich gerade jongliere. Dennoch, nachdem ich diesen Artikel fertig geschrieben habe, werde ich gleich mal zum Hörer greifen und mich erkundigen, wie die Dinge so bei meinem Geschäftspartner stehen.