Last Updated on 24. August 2022 by Tarotwissen
Als leicht chaotische Fischin fällt es mir oft schwer an Systemen und Strukturen festzuhalten, besonders wenn ich sie als einengend und nicht nachvollziehbar empfinde. Dies ist nicht nur in meinem beruflichen und privaten Leben der Fall, sondern auch ganz besonders in der Beratungssituation. Als ich mit dem Kartenlegen begann, klebte ich — wie wohl die meisten Anfänger — an Deutungsbüchern und Auslagesystemen.
Dank 25 Jahren Beratungspraxis habe ich mich inzwischen davon gelöst und wende bei Beratungen nur noch sehr selten ein Keltisches Kreuz, ein Beziehungsspiel, einen „Weg“ oder wie sie alle heißen an. Das soll dich nicht davon abhalten, dich weiter daran zu halten. Mein Mann ROE hat in Zusammenarbeit mit einer unserer Schülerinnen, Katharina Lucht, sogar ein Buch herausgebracht: Moderne Tarot-Spreads. Doch wenn du Lust hast, selbs damit anzufangen, dann lies doch einfach weiter.
Warum eigene Tarotspreads?
Zumeist lasse ich mich nun von der Frage meines Gegenübers leiten, welche Karten ich wann spontan ziehen sollte oder hole dabei auch die oder den Fragenden gern selbst ins Boot. Besonders bei telefonischen Beratungen habe ich dabei sehr gute Resultate erzielt:
Tarotspreads sind toll, besoders, wenn du sie selbst machst
Während mir das Problem am anderen Ende der Leitung geschildert wird, achte ich auf besondere Schlagwörter, die mich emotional so bewegen, dass ich eine Karte dafür ziehe. Noch bevor ich — oder besser mein Gesprächspartner — die tatsächliche Frage ausformuliert hat, bin ich mir dadurch schon oft über viele Details im Klaren, die es bei der Beantwortung zu berücksichtigen gilt. Ich kann Ihnen diese Form der Arbeit mit den Karten nur wärmstens ans Herz legen, um intuitiver und selbstsicherer an die Entschlüsselung von Bedeutungen heranzugehen.
Ein Tarotspread entsteht
Zum Einstieg in diese Herangehensweise, kann man sich der Methode bedienen, der sich auch Hajo Banzhaf für seine legendäre Legung „Hohepriesterin“ oder Lilo Schwarz in ihrem Standard-Werk „Im Dialog mit den Bildern des Tarot“ bedienten: Anhand der unterschiedlichen Symbole auf einer Tarotkarte werden Positionen entwickelt.
Suche dir dafür bewusst oder blind eine Karte aus einem Deck deiner Wahl aus, die das Thema, um dass sich deiner Legung drehen soll, bildlich umsetzt. Als Beispiel aus der Praxis entscheide ich mich dafür, zum Thema „Angst vor Burn-Out” eine Karte blind zu ziehen. Es fällt die 3 der Schwerter aus dem Steampunk Tarot von Barbara Moore.
Die Darstellung von mentalem Kummer durch Zahnräder, tickende Uhren und düster-trostlose Farbgebung scheint mir hervorragend geeignet für das Thema. „Funktionieren müssen“ ist das erste, was mir beim Betrachten dieser Karte einfällt. „Zeitmanagement“, „Gedanken loslassen“, „Perfektionismus“ und „dringend an die Sonne“ sind weitere Worte, die sich mir aufdrängen. Schnell habe ich meine Positionen, die ich auf drei beschränken möchte. Zum einen, weil die Karte selbst eine 3 ist, zum anderen, weil ich kurze Legungen am effektivsten finde.
- Position in der Mitte/ im Fokus der Auslage: Schwerter im Getriebe (die hier das Laufen des Uhrwerks blockieren): Mit welcher Strategie steige ich am besten aus meinem Gedankenkarussell aus?
- Position unten in der Auslage: Schraube (die unten liegt und wahrscheinlich gebraucht wird): Welche praktische Handlung entspannt meinen Alltag?
- Position: Zaun oben in der Auslage (der die Aussicht blockiert): Für welches Ziel verausgabe ich mich eigentlich so?
Und schon habe ich eine eigene Legung erschaffen.
Die drei erarbeiteten Fragen kann ich nun mit dem Steampunk oder jedem anderen Tarot beantworten. Ich kann natürlich auch Lenormand, Kipper, Traditionelle Orakelkarten oder andere Karten verwenden. In meinem Fall wähle ich den Steampunk.
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Meine spontane Auslage lautet:
1. Strategie: 9 Kelche
2. Praktische Handlung: Der Mond
3. Ziel: 3 Kelche
Als erstes fällt mir auf, dass alle Karten mit der 3 und er 9 zu tun haben: 3x3 = 9, Mond 18 :2 = 9 und dass auch die Quintessenz eine 9 ist. Der Eremit, der sich im Tarot hinter dieser Zahl verbirgt, rät mir also zu Rückzug und Abgrenzung. Die, symbolisiert durch die Schwerter-Position, vorgeschlagene Strategie ist sogar selbst eine 9, die 9 der Kelche, die den schönen Titel „Glück“ trägt. Ob es wirklich weise ist, mein Glück — wie auf der Steampunk Karte dargestellt — in einer Bar zu suchen, weiß ich nicht so genau. Ich nehme aber den Hinweis dankbar an, dass es wirklich an der Zeit ist, meinen Emotionen mehr Befriedigung zu schaffen, mir öfter eine Auszeit zu nehmen und die Strategie „Weniger ist mehr“ zu fahren. Ganz praktisch raten mir die Karten mit dem „Mond“ dazu, zuzulassen dass ich auch durchaus mal Schwächen haben und die Seele baumeln lassen darf. Je mehr ich mir erlaube. Anstatt immer den Drang zu haben, zum Licht hinauf zu schweben, sollte ich vielleicht einfach mal in die Tiefe meiner Selbst abtauchen.
Die Karte zeigt deutlich, dass sich gerade dort viel Licht befindet. Konkret fühle ich mich darin bestätigt, den teuren Luna-Yoga Kurs jetzt zu buchen, den ich schon so lange im Visier habe. Und mein Etappenziel? Über die 3 der Kelche bin ich erstaunt. Ich dachte, es geht mir derzeit gerade sehr um mein berufliches Vorankommen und darum, einfach meine Ruhe zu haben. Tatsächlich aber weisen mir die Karten den Weg zu gemeinsamen Feiern und Genuss — wenn ich mir selbst wieder mehr Emotionalität erlaubt habe. Na dann — los. 🙂