Kirsten Buchholzer

Tarotwissen

Holger A.L. Faß Chefredakteur des Meridian

Interview mit Holger A.L. Faß, Chefredakteur des Meridian

Last Updated on 18. Mai 2021 by Tarot­wissen

Ich schreibe nun schon einige Jahre für die astro­lo­gi­sche Fach­zeit­schrift Meri­dian. Hier fin­dest du eine Aus­wahl meiner bisher erschie­nenen Artikel. Im Juli 2016 gab es dort eine Ver­än­de­rung in der Redak­tion. Markus Jehle gab den Chef­sessel an Holger A.L. Faß ab. Ein Jahr später habe ich  ein Inter­view mit ihm geführt, das im Fol­genden nach­zu­lesen ist. Ein Inter­view-Update aus 2021 fin­dest du auf You­Tube.

Lieber Holger! Du bist jetzt seit einem Jahr Chef­re­dak­teur der astro­lo­gi­schen Fach­zeit­schrift Meri­dian. Mit wel­chem Vor­satz bist du damals gestartet?

Der Meri­dian ist eine sehr tra­di­ti­ons­reiche Fach­zeit­schrift für Astro­logie und ich habe mich sehr geehrt gefühlt und tue es immer noch, auf diesen Posten zu kommen. Einen Teil meiner Auf­gabe sehe ich darin, diese Tra­di­tion wei­ter­zu­führen. Mein Vor­gänger Markus Jehle hatte da schon viel geschafft. Ich wollte die bereits bestehende Viel­falt der Autoren för­dern und auch aus­bauen. Für mich war und ist es sehr wichtig, nach Autorinnen und Autoren zu suchen, die etwas wich­tiges zu sagen haben, obwohl sie viel­leicht noch nicht publi­ziert haben und ihnen eine Platt­form zu geben. 

Ich glaube, dass es für die Leser/innen inter­es­sant ist, ver­schie­dene Blick­winkel auf­ge­zeigt zu bekommen. Auch möchte ich anspruchs­volle Fach­ar­tikel mit Tief­gang ebenso wei­ter­führen, wie solche Artikel, die man ohne viel nach­zu­denken ent­spannt kon­su­mieren kann und die zum Mit­ma­chen anregen. So sind die Merkur Minia­turen ent­standen und in der kom­menden Aus­gabe 4/2017 wird es bei­spiels­weise ein Rätsel geben. Beide Ansätze, Fach­fort­bil­dung per Print­ar­tikel und Unter­hal­tung sollen gleich­be­rech­tigt neben­ein­ander stehen und die jewei­lige Stim­mung der Leser­schaft unterstützen.

Meridian: Schreiben über Astrologie mit Tradition

Du sagst, der Meri­dian hat Tra­di­tion. Ich kenne seine Geschichte gar nicht. Magst du etwas davon erzählen?

Der Meri­dian hat eine sehr lange Geschichte und spielt eine wich­tige Rolle in der Ent­wick­lung der Astro­logie im deutsch­spra­chigen Raum. Die Anfänge sind eng mit der Astro­lo­gen­fa­milie Ebertin ver­woben, aus deren seit den 1930er-Jahren erschie­nenen Zeit­schriften Kos­mo­bio­logie und Kos­mi­scher Beob­achter im Jahr 1979 die Zeit­schrift Meri­dian ent­stand. Chef­re­dak­teur war zunächst Baldur R. Ebertin, auf den 1983 Thomas Köberl folgte. 1991 kam es durch die Initia­tive von Markus Jehle und Martin Garms zu einem erfolg­rei­chen Relaunch. Dieses Team arbei­tete dann bis letztes Jahr zusammen und führte den Meri­dian fort. Gemeinsam ach­teten sie darauf, dass der Meri­dian ein Fach­ma­gazin mit plu­ra­li­sti­schem Anspruch bleibt.

Damit wollten sie einem breiten astro­lo­gi­schen Fach­pu­blikum Raum geben. Der Meri­dian ver­pflichtet sich seither, nicht nur eine Schul­rich­tung zu bedienen, son­dern bei­spiels­weise hat klas­si­sche Astro­logie in ihm ebenso viel Platz wie psy­cho­lo­gi­sche Astro­logie oder eso­te­ri­sche. Nicht alle schreiben gleich viel. Mir fehlt zum Bei­spiel öfter mal ein Ein­blick in die Gedan­ken­welt der Ham­burger Schule, aber immerhin haben wir in den letzten Aus­gaben durch die rumä­nisch-deutsch-nie­der­län­disch-öster­rei­chi­sche Autorin Cri­stina Wil­finger Deu­tungs­ar­tikel aus Sicht der Münchner Rhythmenlehre. 

Gleich­zeitig sehen wir es auch als unsere Auf­gabe, die unter­schied­li­chen aktu­ellen Strö­mungen der Astro­logie auf­zu­greifen und sie viel­leicht sogar anzu­stoßen. Im Heft 5/2017 geht es bei­spiels­weise um männlich/weiblich, also um Gen­der­fragen, die in Deutsch­land in der Astro­logie-Szene kein starkes Thema sind, in den USA aber heiß dis­ku­tiert werden. Da sehen wir es als Auf­gabe des Meri­dian, diese Debatte auch hier anzu­stoßen. Damit sind wir ziem­lich ein­zig­artig im deutsch­spra­chigen Raum.

Ist der Meri­dian auch für Laien geeignet?

Wir machen die Erfah­rung, dass Laien die Themen und Artikel zwar inter­es­sant finden, aber dann doch nicht bei allen Artikel in die gesamte Tiefe mit­gehen können. Daher gilt für uns: Die Mischung macht’s. Wir haben auch Artikel und Schwer­punkte, die sich an Ein­steiger richten, doch sollte man schon die Basics kennen: Tier­kreis und Pla­neten. Als Fach­ma­gazin richten wir uns eben an Men­schen, die Astro­logie aktiv betreiben und nicht nur wissen wollen, wann ihr „Stern­zei­chen“ das nächste Lie­bes­glück erhoffen darf.

Wie viele Leser hat der Meridian?

Eigent­lich schwer zu sagen. Er hat eine Druck­auf­lage von knapp 3000 Exem­plaren, die auch ver­kauft werden. Wir hören immer wieder, dass die Hefte von den Abon­nenten auch noch an andere Leser wei­ter­ge­reicht werden; also gibt es offenbar mehr Leser/innen als Abonnent/innen. Außerdem haben wir das Online-Archiv, wo man gezielt Artikel für kleines Geld down­loaden kann.

Ist er am Kiosk erhältlich?

Am Kiosk gibt es ihn nicht, er wird nur im Stern­werk­statt-Verlag von Martin Garms ver­trieben. Martin Garms ist nach dem Aus­scheiden von Markus Jehle auch der Her­aus­geber und dar­über hinaus für Satz, Grafik, Internet und eben alle unter­neh­me­ri­schen Ent­schei­dungen zuständig. Wie ich von ihm weiß, ist die Kiosk-Dis­tri­bu­tion sehr teuer. Wir müssten hohe Auf­lagen „auf Halde“ drucken und Hefte, die nicht ver­kauft würden, würden dann ver­nichtet werden. Das ist öko­lo­gisch und öko­no­misch nicht sinn­voll. Ein­zel­hefte müssten dann weit mehr als der momen­tane Preis von 8,- EUR kosten, Das Abo bekommt man der­zeit für 44,- EUR, Mit­glieder des DAV erhalten 10 % Rabatt. Ein Pro­beabo gibt es schon für 17,50 Euro.

Apropos: Die Zeit­schrift ist auch mit dem DAV ver­knüpft aber nicht dessen Organ. War sie das mal?

Beide Insti­tu­tionen sind zwei wich­tige Säulen der deutsch­spra­chigen Astro­logie-Szene. Martin Garms und Markus Jehle war eine enge Anbin­dung an den DAV bei ihrem Beginn sehr wichtig. Man hat dann nach Koope­ra­ti­ons­mo­dellen gesucht. Dadurch hat der DAV seine eigene, noch heute exi­stie­rende Platt­form im Heft bekommen: Der DAV prä­sen­tiert sich im Meri­dian mit eigenen Autor/innen; die DAV-Texte werden vom Meri­dian nicht redigiert. 

Das hand­habe ich auch weiter so. Die Nähe zum DAV, ohne aber direkt mit ihm ver­bunden und damit bestimmten Ver­bands­in­ter­essen unter­worfen zu sein, ist genau das, was jour­na­li­sti­sche Frei­heit ermög­licht, die ich dem Meri­dian auch für die Zukunft wün­sche. In den 90ern wurde das Meri­dian-Abo, das alle DAV-Mit­glieder kostenlos erhielten, auf Wunsch des DAV abge­schafft. Uns war aber wichtig, dass der DAV und der Meri­dian sich gegen­seitig unter­stützten. Daher erhalten auch heute noch die DAV-Mit­glieder die oben genannte Vergünstigung.

Als Autorin merke ich, dass du dich sehr für uns enga­gierst. Bei­spiels­weise durch Rund­briefe, die du regel­mäßig ver­schickst und die viele Tipps für Autoren ent­halten. Wie bist du eigent­lich selbst zum Schreiben gekommen?

Ich schreibe soweit ich zurück­denken kann. Meine ersten Artikel habe ich mit 16 Jahren ver­kauft. Später habe ich einige Schu­lungen im jour­na­li­sti­schen Bereich gemacht, für ver­schie­dene Print­me­dien geschrieben, auch im Hör­funk gear­beitet und ver­schie­dene Fach­ar­tikel und Bel­le­tri­stik ver­fasst. Als Astro­loge habe ich auch schon immer viele Texte ver­öf­fent­licht. Das Wort ist mir sehr wichtig. Das ist auch der Grund warum ich den Kon­takt zu den Autoren halte. Ich will, dass die Artikel nicht nur inhalt­lich bril­lant und inter­es­sant, son­dern auch sprach­lich span­nend und anspre­chend zu lesen sind. Meine Rund­briefe lie­fern dazu Ideen und Tipps und zeigen, was mir als Chef­re­dak­teur wichtig ist.

Was muss ich tun, wenn ich Autor/in werden möchte?

Als erstes Kon­takt mit mir auf­nehmen. Ich freue mich über jede Idee, weil ich davon über­zeugt bin, dass es da draußen viele Ideen und Men­schen gibt, die etwas zu berichten haben. Wichtig ist, erst einmal anzu­rufen und nicht gleich einen fer­tigen Text zu schicken, ein­fach des­wegen, weil sonst For­mat­vor­gabe und Arbeits­pro­zesse nicht ein­ge­halten werden. Dann muss das mühsam wieder geän­dert werden. Oder ich habe viel­leicht bereits einen Autor für das Thema und dann kann der Artikel nicht ver­öf­fent­licht werden, weil nicht zwei über das­selbe schreiben sollten.
Du scheinst viel Energie in Online-Akti­vi­täten zu stecken. Was ist da noch so geplant?

Wir haben jetzt erst mal unsere Face­book-Seite in den Vor­der­grund gestellt, weil dadurch eine sehr wich­tige Funk­tion für meine Arbeit ermög­licht wird, näm­lich Rück­mel­dung. Bisher wurde das Abo ver­schickt und dann kommt manchmal ein Brief, mei­stens wenn sich Leute über etwas ärgern oder eine andere Sicht haben. Da wir ein Heft pro­du­zieren wollen, dass den Lesern Freude macht, sind wir drauf ange­wiesen mehr dar­über zu wissen, was die Leute beschäf­tigt. Da bietet sich FB mit seinem Likes oder Kom­men­taren an. Wir machen das erst ein knappes halbes Jahr und sam­meln Erfah­rungen. Die müssen wir aus­werten, bevor wir etwas Neues angehen.

Und auf welche kom­menden Schwer­punkt­themen und neue Rubriken oder Autoren können sich Leser/innen bald freuen?

Es gibt ja bereits neue Rubriken, zum Bei­spiel den Mundan-Review. Stefan Hof­bauer ana­ly­siert dabei in Kurz­form poli­ti­sche gesell­schaft­liche und wirt­schaft­liche Ereig­nisse der letzten zwei Monate. Das kommt sehr gut an, wird viel gelesen und kom­men­tiert. Im näch­sten Heft erscheinen Bei­träge von ame­ri­ka­ni­schen Kolleg/innen. Zum einem ein Inter­view mit der kana­disch-ame­ri­ka­ni­schen Kory­phäe Erin Sul­livan und ein Artikel über Queer-Astro­logy von Barry Perlman, bekannt als Astro-Barry, zwei Spe­zia­li­sten in ihrem Fach. Gern möchte ich da noch mehr machen. Das ist aber ein wenig kom­pli­zierter, weil neben Autoren­ho­no­raren auch Über­set­zungs­ge­bühren anfallen. 

Wir schauen den­noch in anderen Län­dern und suchen nach Koope­ra­tionen. Bei­spiels­weise ist einer unserer Artikel von Heidi Treier mit dem Titel „Trans­for­ma­ti­ons­pro­zesse im Horo­skop — Krisen im Kon­text des Mars-Zyklus“ gerade in der däni­schen Astro­logie-Online­zeit­schrift Astro­lo­gikon erschienen. Das wird sich alles nur Step by Step ent­wickeln. Da bin ich auch auf Mit­hilfe aus unseren Reihen ange­wiesen, also auf Kolleg/innen, die viel­leicht bei Kon­gressen unter­wegs waren oder andere inter­es­sante Infos haben. Auf­merk­same Leser/innen haben bereits bemerkt, dass wir regel­mäßig über Kon­gresse anderer Länder berichten.

Möch­test du noch noch etwas sagen?

Erst einmal nicht außer: vielen Dank für das Inter­view! Für die wei­tere Meri­dian-Zeit habe ich einen Sack voller Ideen, über die ich noch nichts ver­raten möchte. Ich per­sön­lich fände es ganz wun­derbar, den Meri­dian auch monat­lich erscheinen zu lassen. Span­nende The­men­schwer­punkte und inspi­rie­rende Artikel hätte ich dafür mehr genug – und Astro­logie ist ja eh ein weites Feld…

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