Last Updated on 2. Oktober 2020 by Tarotwissen
Wer sich eingehender mit Tarot beschäftigt, wird früher oder später über die Kabbala, die mystische Geheimlehre des Judentums, stolpern. Denn seit der französische Okkultist Court de Gébelin zum ersten Mal Ende des 18. Jhds. auf mögliche Zusammenhänge der 22 Trümpfe mit den 22 hebräischen Buchstaben hinwies, wird sich um eine perfekte Zusammenführung der beiden Systeme bemüht. Ob dies je gelingen wird, sei dahin gestellt. Jedoch hilft Basiswissen über diese Disziplin auf jeden Fall, tiefer in die Symbolik der Karten Waite-Smiths und Crowley-Harris’ einzusteigen. Beide Decks entsprangen nämlich der Philosophie des esoterischen Ordens „Golden Dawn“, der um 1900 die Verbindung von Kabbala und Tarot quasi zum Dogma erhob.
Der kabbalistische Lebensbaum — Herzstück der Kabbala
Eine erste Annäherung an die hoch komplizierte kabbalistische Weltanschauung kann dabei die Auseinandersetzung mit dem spirituellen Modell des Lebensbaums bringen. Dieser spiegelt die göttliche Schöpfung anhand einer energetisch ausbalancierten Struktur, bestehend aus zehn Spähren, den so genannten Sephiroth (Lichter / Sphären Gottes), die durch 22 Pfade miteinander verbunden sind. Jeder einzelnen Sephira ist dabei ein Planet, eine Farbe sowie eine aktive oder passive Qualität zugeordnet. Die Pfade korrespondieren zudem mit den hebräischen Buchstaben. Diese vielfältigen Vernetzungen lassen zahlreiche Polaritäten, Trinitäten und Harmonien entstehen, die bei genauem Studium Abläufe im Universum ebenso wie im menschlichen Körper erläutern können.

Praktische Lebensbaumlegung
Wenn du das Thema vertiefen willst: Es gibt zahlreiche Literatur zu dem Thema, ich mag besonders Marlies Burghardts Lebensbaum-Tarot und die Bücher der leider verstorbenen Carla Randell. Hier möchte ich heute eine Legung vorstellen, die im englischsprachigen Forum „Aeclectic Tarot“ entwickelt wurde und die Zusammenhänge des Lebensbaums spielerisch erforscht. Anders als die komplexe Golden Dawn Lebensbaumlegung „Opening of the Key“ (hier eine gute Einführung der amerikanischen Tarot-Expertin Benebell Wen), betont diese Variante praktische Anwendbarkeit und ist besonders für Bestandsaufnahmen zu einem bestimmten Thema geeignet. Auch kannst du mit ihr Entwicklungsprognosen für einen zu definierenden Zeitabschnitt erstellen. Dies vielleicht als willkommene Abwechslung zum Astrologischen Kreis oder der Jahreslegung. Ganz nebenbei lernst du so die Kabbala kennen und machst dir, wenn du dir die Zeit dafür nimmst, ein Bild darüber, ob dir die Verbindung von Tarot und Kabbala stimmig erscheint.
Das Auslagesystem „Lebensbaum“

Wie interpretierst du die Auslage?
Nach Mischen und Auslegen der Karten, interpretierst du zunächst Positionen 2 und 3, die das derzeitige Lebensthema spiegeln. Dabei steht 2 für die Kraft, die hinter dem Thema steht und 3 für die Form, in der sich das Thema in deinem Leben ausdrückt. Als nächstes werden die Positionen 7 bis 10 analysiert. 7 repräsentiert deine derzeitige Emotionslage, 8 deine mentale Einstellung zur Situation, 9 steht für dein Ego und dafür, wie du bezüglich des Themas auftrittst und 10 erzählt dir mehr über deinen Körper und Besitz. Positionen 4 und 5, die äußere Einflüsse symbolisieren, werden danach betrachtet. 4 steht für hilfreiche Menschen und Umstände, 5 für solche, die dich beim Thema blockieren. Position 6 rät dir dann, was du am besten tun solltest, um die Dinge in deinem Sinn zu lenken. Position 1 berichtet noch, welche spirituellen Wachstumschancen sich durch Bearbeitung dieses Themas bieten. Position 11 schließlich, die die geheimnisvolle elfte Sephira Daath symbolisiert, orakelt ein wenig von zukünftigen Tendenzen.
Viel Spaß beim Ausprobieren! Wenn du noch Unterstützung brauchst: Schreibe mir und ich schicke dir ein Fallbeispiel aus der Legepraxis.