Bald kommt das erfolgreiche Stadtreisenkonzept „Stadtspürer“ nach Hamburg. Am Samstag, 22. April 2017, starten Christopher Weidner und Kirsten Buchholzer mit ihrer ersten Tour durch die mystische Altstadt. Und zum Vollmond am 10. Mai findet die erste Orakeltour statt, die dann einmal monatlich veranstaltet wird. Anläßlich des bevorstehenden Launches von „Mystisches Hamburg“ habe ich einen Artikel zum Thema Hamburg und Spiritualität in meinem Archiv gefunden und überarbeitet.…
Nur wenige Menschen, die nach Hamburg kommen, können sich vorstellen, dass die rationale Hafen- und Handelsmetropole mit der größten Vergnügungsmeile Deutschland ein seelenvoller Ort ist. Mir ging es nicht anders, als ich 2001 in meine heutige Lieblingsstadt zog.
Verständlich, wenn man bedenkt, dass in der ältesten Kirche der Hansestadt, dem alten Mariendom, bereits seit dem 11. Jahrhundert Händler, Quacksalber und Gaukler bei Schietwetter Markt hielten und der heutige Hamburger DOM seit 200 Jahren keinen Ort des Gebets, sondern ein Volksfest darstellt.
Andererseits kümmern sich die Hamburger sehr wohl um ihre Kirchen. Besonders, wenn sich die Bürgerschaft selbst um ihren Aufbau bemüht hat. Allen voran natürlich um ihr wichtigstes Wahrzeichen: den berühmten „Hamburger Michel“. Hamburgs jüngste und größte Hauptkirche, im befreienden Geist der Reformation erbaut, prägt das Stadtbild seit 1685. Ihrem Schutzpatron, dem Satansaustreiber Erzengel Michael, begegnet man überall in der Hansestadt: ob nun als beeindruckende Zierde des imposanten Hamburger Rathauses oder – versteckter – im Namen des Haupbahnhofbezirks St. Georg, der dem legendären Drachentöter „geweiht“ ist und in dem der neue Mariendom, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, steht.
Auch ein weiterer wichtiger Hamburger Szene-Bezirk, Hafen-Disktikt St. Pauli, ist natürlich einem Heiligen gewidmet, der sich diese Ehre allerdings mit einer heißblütigen Fußballfangemeinde teilen muss. Heiliges, Handel und Spiel sind in Hamburg nun einmal eng miteinander verbunden.
Dies liegt unter anderem daran, dass sich die Freie Hansestadt neben dem launischen Meeresgott Neptun Hermes/Merkur, dem Gott der Händler, Spieler und – ja – Wahrsager, verschrieben hat. Sein freidenkerischer, geschwinder und schwarzhumoriger Geist durchweht die Stadt und man begegnet dem geflügelten Halbgott vielerorts, besonders eindrucksvoll auf dem frisch gedeckten Dach der Alten Post nahe dem Dammtor.
Vielleicht ist es seinem Geist zu verdanken, dass in der altstädtischen Großen Bäckerstraße am 6. Dezember 1737 Deutschlands erste Freimaurerloge „Absalom zu den drei Nesseln“ gegründet wurde. Ihr folgten in kurzen Abständen deutschlandweit zahlreiche weitere Logen. Ihre Mitglieder trugen erheblich dazu bei, dass sich der Gedanke von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verbreitete, der eine der größten politischen und spirituellen Revolutionen der Weltgeschichte vorbereitete. Die Hamburger Logen sind auch heute noch sehr aktiv und offen für Austausch mit Skeptikern und anderen Interessierten. 2009 fand in einem ihrer prächtigen Gebäude nahe dem Dammtor beispielsweise der erste Tarotkongress des Tarot e.V. statt.
Auch anderenorts diskutieren die Hamburger gern und lebendig über spirituelle Themen. Dabei treten Wissenschaft, Kirche und freier Glaube zunehmend in den Dialog. So zum Beispiel mit „Projekt Spiritualität“, initiiert von der ungewöhnlichen Kirche der Stille, mit Gebetskongressen auf dem Hamburger Campus oder der Lebensfreudemesse, die inzwischen auf eine lange Tradition in der Hansestadt zurückblickt, und im April wieder in Schnelsen stattfindet.
Wer Spiritualität in Hamburg lieber ganz in Ruhe erleben möchte, kann sich jederzeit ins Naturschutzgebiet Eppendorfer Moor (danke an Birgit Enke für den Tipp) oder ins Niendorfer Gehege mitten in der Stadt zurückziehen. Ein Muss ist auch ein Besuch des Mahnmals St. Nikolai. Seit dem 2. Weltkrieg steht lediglich noch der Turm dieser einst prächtigen Hauptkirche. Gerade für Tarot-Interessierte ist dieser Ort interessant. Denn wie Trumpf XVI, der Turm, gemahnt der zerstörte, leere Platz – an einer der verkehrsreichsten Straßen der Stadt gelegen – die stolzen Bürger Hamburgs zur Demut. Der Geist darf sich nicht jede Freiheit nehmen.
Ein paar Schritte weiter befindet sich die „Trostbrücke“, die früher einmal die bischöfliche Altstadt mit der gräflichen Neustadt verband. Sie dürfte Tarotliebhaber ebenfalls begeistern. Denn auf ihr finden sich Trumpf IV, der Herrscher, und V, der Hierophant, durch die Hamburger Gründerväter St. Ansgar und Graf Adolph III vertreten. Die Brücke bietet einen der Startpunkt, von denen aus die Stadtspürer das Mystisches Hamburg erforschen werden.
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